So weit, so gut!

Wir hat­ten das Basis­la­ger, die Jena­er USV-Sport­hal­le an den Teu­fels­lö­chern, erreicht. Der Name des Orts ließ eine fana­ti­sche Hor­de Wolf­gang-Petry-Jün­ger, die Apo­ka­lyp­se beschwö­rend, vor mei­nem inne­ren Auge auf­tau­chen. “Höl­le! Höl­le!” Ich hat­te mich im Griff.

Knapp tau­send Sports­män­ner und ‑frau­en nebst Anhang hat­ten sich ein­ge­fun­den. Das Org-Team hat­te Bier­gar­ni­tu­ren und Unter­hal­tungs­mu­sik besorgt. Ein paar der weni­gen frei­en Plät­ze konn­ten wir ergattern.

Der Groß­teil hat­te sich auf dem Rasen breit gemacht. Die Son­ne sorg­te für ent­spre­chen­de Stim­mung. Es wur­de geschwatzt, gescherzt und gelacht. Wir schwiegen.

Mein Blick war die Kern­ber­ge hoch­ge­kra­xelt. Ich hat­te mich ver­schätzt. Die Gier auf einen ein­zig­ar­ti­gen Finis­her-Kick hat­te alle Zwei­fel ver­drängt. Von Anfang an.

Lars hat­te mich nach dem Erfur­ter Sil­ves­ter­lauf 2013 auf die Saa­le-Hori­zon­ta­le ange­spro­chen. Er mein­te den Staf­fel­lauf. Ich hat­te irgend­wann mal etwas von der Wan­de­rung gehört. Wan­de­rung? Wir nick­ten kurz ab. Dabei blieb es. Ehrensache!

Dass von mei­nen ande­ren Lauf­freun­den ein­zig noch Tuti zusag­te, hat­te mich auch nicht wei­ter irri­tiert. Mit feh­len­der Zeit ließ sich doch heut­zu­ta­ge alles recht­fer­ti­gen. Jetzt summ­ten mei­ne Synapsen.

Ein­hun­dert Kilo­me­ter. Das wäre bei 24 Stun­den Lauf­zeit, inklu­si­ve Pau­sen, ein Stun­den­mit­tel von 4,5 Kilo­me­tern. Mein Blick war Rich­tung Süden gewan­dert. Ber­ge. Das mach­te es nicht leichter.

Tuti hat­te Bier gereicht. Ein wei­ser Mann. Es war sowie­so der fal­sche Moment, den Gang zu hin­ter­fra­gen. Nie­mals wür­de einer von uns Drei­en jetzt einen Rück­zie­her machen. Prost!

Der Chef­ver­an­stal­ter hat­te die anwe­sen­den Wan­ders­leu­te nebst Anhang begrüßt. Ein wenig weh­mü­tig beklag­te er, dass es nicht ganz tau­send Teil­neh­mer gewor­den wären. Immer­hin 970 woll­ten es wissen.

Und dann ging es auch schon los. Ich schnür­te noch ein wenig an mei­nen Schu­hen her­um, als sich die Wan­der­trup­pe in Bewe­gung setzte.

Lass die Luschen ruhig los­tra­ben, bis Zöll­nitz haben wir die lan­ge wie­der im Sack!”

Unwill­kür­lich hat­te ich die Bli­cke mei­ner Freun­de gesucht. Und genau­so unwill­kür­lich sahen wir uns um.

Die Stre­cke lock­te auch Ultra­l­äu­fer an. Zumeist star­ten die­se spä­ter, um nicht zu früh die Ver­sor­gungs­stel­len, deren Öff­nungs­zei­ten sich am Tem­po der Wan­ders­leu­te ori­en­tie­ren, zu errei­chen. Im Grun­de sind sie erha­ben gegen­über den weni­ger ambi­tio­nier­ten Sports­freun­den. Wie die meis­ten ande­ren Läu­fer und Wan­de­rer auch. Aber es gibt sie eben, die Rennpfauen.

Nor­ma­ler­wei­se gewin­nen sie mir nichts mehr als ein müdes Lächeln ab. Doch an jenem Frei­tag­abend im Mai tra­fen sie mich auf dem fal­schen Fuß. Sie mach­ten es mir aber auch nicht all­zu schwer, sie unsym­pa­thisch zu fin­den. Wäh­rend der Älte­re, der immer wie­der an einer PET-Fla­sche mit einer neon­far­bi­gen Flüs­sig­keit nuckel­te, irgend­wel­che Moti­va­ti­ons­sprü­che vor sich her­be­te­te, saug­te der Jün­ge­re jedes sei­ner Wor­te bana­nen­m­amp­fend in sich auf.

Ich hat­te ihnen ins­ge­heim ein lan­ges, von psy­chi­schen Ein­schrän­kun­gen ver­schon­tes, sor­gen­vol­les Leben an den Hals gewünscht, und mal­te mir aus, wie Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer im hohen Alter in einem Alten­pfle­ge­heim in Lauf­erin­ne­run­gen schwel­gen wür­den. Aber nie­mand wür­de ihre Geschich­ten mehr hören wol­len. Läu­fer­garn aus einer Zeit, als man sich noch die Knie kaputt rann­te. Die Pfle­ger wür­den sie wun­der­lich fin­den und vor allem so behan­deln. Sich zu weh­ren, wäre ange­sichts ihres schwä­cheln­den Fleischs ein wei­te­rer Brül­ler. Ihre lauf­ge­stärk­ten Her­zen wür­den jedoch schla­gen. Ausdauernd.

Dann mal los, ihr Luschen!” frot­zel­te ich. Wir tran­ken unser Bier aus und gin­gen zum Start­be­reich. Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer glotz­ten uns hin­ter­her. Ich hat­te mich nicht umge­schaut, ich spür­te ihre Bli­cke. Sie hat­ten kei­ne Ahnung von mei­nem Fluch.

Wir mar­schier­ten umringt von vie­len Gleich­ge­sinn­ten gen Süden. Die Wöll­nit­zer Stra­ßen waren etwas über­for­dert. Unse­re Pro­zes­si­on muss­te an engen Pas­sa­gen immer wie­der stop­pen. Die Dräng­ler hat­ten ihren Spaß dabei und die ande­ren lie­ßen ihnen die­sen. Alles in allem wirk­te es nicht wie ein Hun­dert-Kilo­me­ter-Marsch. Es herrsch­te Par­ty­lau­ne. Es wur­de viel gelacht, eini­ge gönn­ten sich ein Bier und ein paar Meter vor uns bear­bei­te­te ein Wan­der­bur­sche art­ei­gen sei­ne Wan­der­klamp­fe. Blo­wing in the wind!

Ich hat­te mei­ne Stö­cke aus­ge­packt, es ging berg­auf. Die Wege waren schma­ler gewor­den. Gän­se­marsch war ange­sagt. Wir spra­chen nur noch das Nötigs­te. Den Musi­kus hat­ten wir hin­ter uns gelas­sen. Irgend­wann war sein Geklim­per ver­stummt. Die Par­ty war vorbei.

Einem Lind­wurm gleich schlän­gel­ten wir uns durchs Gelän­de. Schrof­fe fel­si­ge Hän­ge und Wild­wuchs wech­sel­ten sich ab. Zwie­licht. Stei­ni­ger Boden. Wur­zeln. Nicht jeder kam mehr mit. Immer wie­der stock­te der Zug. Zum Über­ho­len muss­ten die Betref­fen­den zur Sei­te tre­ten. Gemurrt wur­de jedoch kaum.

Wir hat­ten ober­halb von Dra­cken­dorf den Ein­sied­ler­berg umwan­dert, als die ers­ten Ultras auftauchten.

Läu­fer von rechts!”, “Läu­fer von links!” hör­te man sie schon von Wei­tem. Sie hat­ten arg zu kämp­fen, um uns aus­zu­wei­chen bzw. zum Bei­sei­te­tre­ten zu bewe­gen. Wir Wan­de­rer ver­mies­ten ihnen sicher den Lauf­ge­nuss. Aber viel­leicht war es auch ganz anders. Viel­leicht sahen sie in uns so etwas wie huma­ne Hin­der­nis­se, die der Sache einen zusätz­li­chen Kick gaben. Wie­so sonst, mal die Öff­nungs­zei­ten der Ver­sor­gungs­stel­len aus­ge­klam­mert, soll­te man der Wan­der­ge­mein­de den Vor­tritt las­sen, um sie dann im Halb­dun­kel ein­zeln zu über­ho­len? Wir waren über 900 Leu­te, die einer nach dem ande­ren berg­auf und berg­ab durch die Gegend stie­fel­ten. Ihr sport­li­cher Ehr­geiz wur­de zudem nicht durch­ge­hend mit Wohl­wol­len auf­ge­nom­men. Sie nerv­ten. Es wur­de gemurrt.

Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer hat­te ich nicht unter den Vor­bei­läu­fern aus­ge­macht, obschon sie es ver­spro­chen hat­ten. Und schon mach­te ich mir Gedan­ken dar­über, dass ich mir Gedan­ken über sie machte.

Immer wie­der pas­siert es mir, dass irgend­wel­che Men­schen, die mich emo­tio­nal weni­ger berüh­ren als die besag­te chi­ne­si­sche Reistü­te, mein Hirn beset­zen. Wie die grau­sig beschä­men­de Schnul­ze, die sich in unauf­merk­sa­men Momen­ten im Ohr fest­du­delt und fort­an den Tages­rhyth­mus bestimmt, tau­chen sie dann fort­wäh­rend unan­ge­mel­det in mei­nen Gedan­ken auf.

Zwei Unbe­kann­te von Wer-weiß-woher
woll­ten schon immer ein wenig mehr
als all die ande­ren Unbe­kann­ten,
die sich auf dem Marsch um Jena befanden.

Bedenk­lich! Äußerst bedenk­lich! Sie setz­ten mir in Rei­men zu und ich hat­te noch gute 85 Kilo­me­ter vor mir. Vor allem erwisch­te ich mich dabei, wie ich ver­such­te, einen Sinn oder zumin­dest etwas Witz in die Ver­se zu pres­sen. Zudem ver­zück­te mich der Gleich­klang drei­er Sta­tio­nen der ers­ten Etap­pe. „Wöll­nitz, Ilm­nitz, Zöll­nitz“, dadai­sier­te ich vor mich her.

Ich fand jedoch kei­nen Bezug zu bzw. zwi­schen den Typen und Orten. Der Sinn­stif­ter woll­te mir par­tout nicht erschei­nen. Mein Hirn fühl­te sich an, als wäre es ein wenig ange­schwol­len. Druck­emp­fin­dun­gen ober­halb mei­ner Aug­äp­fel ver­stärk­ten die­se Eingebung.

O! O!“ Vor lau­ter Grü­be­lei hat­te ich ver­ges­sen, mei­ne Stirn­lam­pe aus­zu­pa­cken. Nor­ma­ler­wei­se wäre das kein Pro­blem gewe­sen: Ruck­sack ab, Stirn­lam­pe raus und auf­ge­setzt, Ruck­sack auf, Stirn­lam­pe an und wei­ter. Aber Nor­ma­ler­wei­se war nicht.

Wir hat­ten bei Ilm­nitz die Land­stra­ße über­quert und einen abschüs­si­gen Pfad erreicht. Er wur­de rechts durch einen bewal­de­ten Hang und links durch einen stei­ni­gen Abgrund begrenzt und maß dazwi­schen kei­ne drei­ßig Zen­ti­me­ter. Selbst bei Tages­licht und allein hät­te hier nie­mand gro­ße Sprün­ge gemacht. Und jetzt war es dun­kel, stock­dun­kel. Ich hat­te gar kei­ne Chan­ce ste­hen zu blei­ben, um etwas aus­zu­pa­cken. Alle Nach­fol­gen­den hät­ten war­ten müs­sen. Irgend­ei­ner hät­te bestimmt gescho­ben oder ähn­li­ches und das hät­te wohl alle wie­der in Bewe­gung gesetzt und Bauz!

Also tip­pel­te ich mit dem Strom. Ich sah nicht immer, wo ich hin­trat. Ein­zig die Lam­pe mei­nes Hin­ter­manns zeig­te mir etwas vom Weg. Zumeist stand ich mir dabei aber selbst im Licht.

Ich kam heil unten an. Dar­auf gewet­tet hät­te ich nicht.

Bis zur Ver­sor­gungs­stel­le Zöll­nitz war es dann nicht mehr all­zu weit. Kurz vor halb elf erreich­ten wir den Fest­platz des Ortes. Hoch­ach­tung vor den Hel­fern. Der Ansturm der Wan­der­meu­te ver­lang­te ihnen alles ab. Aber sie lie­ßen sich nicht aus der Ruhe brin­gen. Ihre Freund­lich­keit war anste­ckend. Wir hat­ten uns etwas gestärkt und zogen nach einer guten hal­ben Stun­de weiter.

Zunächst ging es nach Schie­bel­au. Wie der Esel hin­ter der Möh­re lief ich dem Licht­strahl mei­ner Stirn­lam­pe hin­ter­her. Außer­halb des­sen war alles schwarz. Die Welt war ausgeschaltet.

Vom Rit­ter­guts­hof selbst beka­men wir nicht viel mit. Es war nach Mit­ter­nacht. Ein­zig die hei­mi­schen Hun­de sorg­ten für etwas Abwechs­lung. Die Ein­woh­ner hat­ten eini­ges aus­zu­hal­ten. Denn nach uns kamen noch eini­ge Wan­de­rer, was die treu­en Freun­de der Men­schen lan­ge nicht zur Ruhe kom­men ließ.

Weit nach der Geis­ter­stun­de
Bell­ten alle Hun­de
Des Rit­ter­guts­hofs Schie­bel­au,
Denn all die unbe­kann­ten
Hori­zon­ta­le­que­ru­lan­ten
Kreuz­ten — ganz genau -
Gera­de Schiebelau.

Ich schüt­tel­te mich, als hät­te ich einen Molch ver­schluckt. Es war nicht die ers­te Lyrik­psy­cho­se, die mich heim­such­te. Doch übli­cher­wei­se grün­de­ten die­se auf eupho­ri­schen Grü­be­lei­en in bier­taum­li­ger Atmo­sphä­re. Also einem völ­lig anders­ar­ti­gen sozio-kul­tu­rel­len Background.

Natür­lich gibt es Schlim­me­res, wie geschwol­le­ne Füße auf Wan­der­schaft zum Bei­spiel. Ja, wenn man sich es aus­su­chen könn­te. War aber nicht!

Ich hat­te bei­des am Backen. Zudem mar­schier­ten Tuti und Lars fern aller Abnut­zungs­er­schei­nun­gen. Ich hat­te Mühe, dran zu bleiben.

Mitt­ler­wei­le hat­te sich das Feld der Wan­ders­leu­te weit aus­ein­an­der­ge­zo­gen. Den­noch hat­ten wir immer jeman­den in Sicht­wei­te, der uns sozu­sa­gen führ­te. Auch sonst mein­te es der Wan­der­gott sehr gut mit uns. Es war weder kalt noch über­mä­ßig win­dig. Und es war tro­cken. Luschenwetter!

Kurz hat­ten sich Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer durch mei­ne Gedan­ken gekalau­ert, aber es blieb nichts haf­ten. Dafür hat­te mich eine roman­ti­sche Schrul­le beseelt.

Zwi­schen Maua und Leu­tra stie­gen wir eine Sen­ke hin­ab. Ich hat­te mei­ne Stirn­lam­pe abge­schal­tet. Der Tun­nel aus Dun­kel­heit um mich brach auf.

Die Umge­bung offen­bar­te sich in grau­blau­en Sil­hou­et­ten und schwarztrie­fen­den Schat­ten. Von Nor­den dräng­te fah­les Stadt­licht. Durch den Nacht­dunst blink­ten ver­ein­zel­te Ster­ne. Eine Eule zog dar­un­ter jagd­trie­big ihre Kreise.

Wir waren einen Moment ste­hen geblie­ben. Leich­ter küh­ler Wind weh­te uns tal­auf­wärts ent­ge­gen, als wür­de die Nacht uns ihren Atem ins Gesicht hauchen.

Das muss das Glück sein, dach­te ich. Für einen Moment woll­te ich mich unter eine Buche set­zen und für immer blei­ben. Ich mal­te mir aus, wie Wur­zeln und Äste des Baums sich über mei­nen Kör­per schlin­gen und mich zuneh­mend in den Stamm pres­sen wür­den. Bis zur Ver­ei­ni­gung. Allein die Kon­tu­ren mei­nes Gesichts wür­den sich noch in der Rin­de abzeich­nen. Fort­an wür­de ich den Vor­bei­kom­men­den, so sie sich im Schat­ten des Bau­mes aus­ru­hen und besin­nen wür­den, die Weis­hei­ten des Kos­mos ein­flüs­tern. Ich wür­de von Zufall und Fül­le reden, von Sym­bio­se und Ener­gie, bis sie über­zeugt wären, das Uni­ver­sum habe sie ein­ge­weiht und dazu aus­er­ko­ren, es allen zu erzählen.

Das wür­de mir bestimmt Spaß machen. War aber nicht!

Ober­halb des Hangs, den wir hin­ab kamen, wan­der­te eine Lich­ter­ket­te Rich­tung Westen.

Komisch, wit­zel­te ich in mich hin­ein, wie nah Glück und Glück doch bei­ein­an­der lie­gen kön­nen. Wir hat­ten den Weg ver­fehlt. Dafür erleb­te ich einen Nacht­land­schafts­rausch, der sei­ne syn­the­ti­schen und pflanz­li­chen Geschwis­ter in allen Belan­gen in den Schat­ten stell­te, und wir muss­ten nicht ein­mal umkeh­ren. In Leu­tra, das eini­ge hun­dert Meter vor uns lag, wür­den wir wie­der auf die vor­ge­ge­be­ne Stre­cke geraten.

Der eine oder ande­re hät­te hier­bei viel­leicht an über­ir­di­schen Bei­stand gedacht. Glück kann schon ver­un­si­chern. Aber was war schon pas­siert? Ein klei­nes Miss­ge­schick mit posi­ti­ver Wen­dung, eine über­ra­schen­de Aus­schüt­tung von Dopa­min, also nichts Uner­klär­li­ches, eine roman­ti­sche Schrul­le, mehr nicht.

Die Ver­nunft hat­te mich wie­der. So wie die Gewiss­heit, dass noch über 65 Kilo­me­ter vor uns lagen. Dazu gesell­te sich sogleich die Ein­sicht, dass ich in mei­nem Leben noch nie 65 Kilo­me­ter zusam­men­hän­gend gewan­dert war. Gewan­dert? Stimmungswechsel!

Glücks­mo­men­te flie­hen.
Sie waren nur gelie­hen.
Was gab ich
eigent­lich?

Glücks­mo­men­te flie­hen.
Sie wer­den nie ver­zie­hen.
Ver­gab ich
eigent­lich?

Ich hab so viel ver­spro­chen.
Was hielt ich
über­haupt?

Was hab ich mir ver­spro­chen
und nie an mich
geglaubt?

Wir hat­ten die A4 erreicht und trot­te­ten west­wärts. Mei­ne Lyrik­psy­cho­se hat­te sich eine depres­si­ve Ver­stim­mung ein­ge­fan­gen. Die Auto­bahn lie­fer­te den pas­sen­den Sound­track. Es ging auf zwei Uhr mor­gens zu, das hieß wir waren bereits gute sie­ben Stun­den unter­wegs. Ich hat­te in Gedan­ken die Ver­se ver­tont und brub­bel­te sie keh­lig vor mich hin. Die Lauf­stö­cke hieb ich dazu im Takt in den Boden. Wal­king blues.

Tuti und Lars beka­men davon nichts mit. Lauf­ma­schi­nen. Bei­de! Auch nicht gera­de Bal­sam für mei­ne See­le. Ich walk­te hinterher.

Über­ra­schung! Lars hat­te zwar davon gere­det, doch irgend­wie hat­te ich es ver­ges­sen. In der Nähe von Pösen hat­ten sei­ne Freun­din Melit­ta und sein Kum­pel Mat­ti einen exklu­si­ven Ver­sor­gungs­pos­ten ein­ge­rich­tet. Irgend­wie hat­te ich auch über­se­hen, dass sich Juri, Mat­tis Schwa­ger, unse­rer klei­nen Grup­pe ange­schlos­sen hatte.

Die Ursa­chen­su­che schluck­te ich mit dem ers­ten Bis­sen her­un­ter. Was für ein Gela­ge! Was für ein Kick! Neben beleg­ten Bro­ten gab es Kaf­fee und Kuchen, Bier und Melo­ne. Wir schlemm­ten. Wir schwatz­ten. Wir mach­ten Wit­ze über unse­re müden Kno­chen und die paar Meter, die noch vor uns lagen.

Nach ca. zwan­zig Minu­ten zogen wir wei­ter, satt und glück­lich und gefühl­te zehn Kilo leichter.

Melit­ta und Mat­ti beglei­te­ten uns. Sie beteu­er­ten mehr­fach, dass kei­ne leis­tungs­för­dern­den Sub­stan­zen in den Lecke­rei­en ver­steckt waren. Ich schenk­te ihnen Glau­ben. Kein aber! Kein nen­nens­wer­tes zumindest!

Bis zur Fest­wie­se Ammer­bach, der nächs­ten Ver­sor­gungs­stel­le, waren es noch knap­pe 8 Kilo­me­ter. Bestimmt hät­te ich es auch ohne das Men­taldo­ping geschafft, mei­ne psy­chi­sche Gesund­heit hät­te dabei jedoch arg gelit­ten. Sicher nicht folgenlos.

Das Hoch­ge­fühl war ein Hoch­ge­fühl, also schon bald ver­pufft. Die gefühl­te Gewichts­re­duk­ti­on glei­cher­ma­ßen. Unser klei­nes Gefol­ge hat­te sich ver­ein­zelt. Ich trot­te­te wie­der mal hinterher.

Die Mara­thon­di­stanz ist für mich übli­cher­wei­se das Maß der Din­ge. Doch hier lang­te es nicht ein­mal für die Hälf­te. Nahe Cospoth begann ich wie­der im Lauf­stock­takt vor mich hin­zu­brum­men. Ich wuss­te, dass ich noch ein­mal einen Mara­thon lau­fen muss­te und dann noch ein­mal fünf­zehn Kilo­me­ter. An mei­nen Fuß­soh­len wuch­sen Bla­sen. Ich hat­te den Blues.

3:45 Uhr. Kilo­me­ter 46. Fest­wie­se Ammer­bach. Hin­set­zen, dach­te ich, nur hin­set­zen. Aber nichts. Alle Bän­ke waren besetzt oder reser­viert. Und das Gras war feucht. Ich mal­te mir aus, wie ich mit feuch­ter Hose wei­ter­mar­schie­ren wür­de und wie ich mir dabei den Wolf rieb.

An den Ver­sor­gungs­stän­den herrsch­te Gedrän­ge. Anste­hen! Wan­dern war schlimm, aber ste­hen war der Hass. Sobald ich inne­hielt, hat­te ich den Ein­druck, dass mich die Schwer­kraft zu Boden drück­te. Irgend­wann hielt ich dann doch einen Ver­sor­gungs­beu­tel und einen Kaf­fee in den Hän­den und als ich mei­ne Freun­de fand, war mir die Gras­feuch­te egal.

Ich lüm­mel­te rück­lings, eine Plas­tik­tü­te unterm Hin­tern, auf der Wie­se. Fuß­pfle­ge. Es sah nicht gut aus. An ver­schie­de­nen Stel­len schien die Haut auf­zu­plat­zen. Doch Tuti wuss­te Rat. Er hat­te ein Wun­der­mit­tel dabei, eine Art Wachs­stift, der Bla­sen mil­dern kön­ne. Trotz mei­ner Skep­sis behan­del­te ich die betrof­fe­nen Stel­len damit. Es kühl­te. Tro­cke­ne Strümp­fe wären auch nicht schlecht, dach­te ich. War aber nicht!

Fort­an jeder für sich. So war es abge­spro­chen. Wir ver­lo­ren kein Wort darüber.

Leu­te, ich geh schon mal los. Ihr habt mich eh gleich!“

Ich dreh­te mich auf die Sei­te und drück­te mich mit mei­nen Stö­cken in die Senk­rech­te. Die Ruhe­pau­se war mir nicht all­zu gut bekom­men. Beim Bücken nach mei­nen Ruck­sack spür­te ich ein kräf­ti­ges anhal­ten­des Zie­hen vom Brust­bein über die Schul­ter­blät­ter in die Arme und zurück den Schul­ter­gür­tel ent­lang, die Hals‑, Brust- und Len­den­wir­bel hin­ab zum Kreuz­bein. Von dort zog der Schmerz in die Bei­ne, wo er sich unbe­fan­gen ausbreitete.

Ich unter­drück­te eine obs­zö­ne Unmuts­be­kun­dung und zog grum­melnd ab. Ich woll­te allein sein. Ich woll­te fluchen.

Zunächst ging es mal wie­der berg­auf. Hae­ckel­stein. Mit der ein­set­zen­den Mor­gen­däm­me­rung erhell­te sich auch mei­ne Lau­ne. Ein wenig! Am Ernst-Hae­ckel-Denk­mal traf ich Tuti wie­der. Wir genos­sen für einen Moment die Aus­sicht und trenn­ten uns end­gül­tig. Ohne Thea­tra­lik. Wir waren schließ­lich nicht auf einer Polar­ex­pe­di­ti­on, son­dern wan­der­ten auf einem Rund­weg um Jena. Hier ging man nicht ver­schol­len, höchs­tens kra­chen und das war nichts Exis­ten­ti­el­les, wenn über­haupt war es ärgerlich.

Kur­ze Zeit spä­ter hat­ten mich auch Lars und Melit­ta sowie Juri und Mat­ti über­holt. Glei­ches Ritu­al: Bis bald! Alles Gute!

Dann ging es wie­der berg­ab und berg­auf. Pauls­berg. Kah­les Höhe. Mün­chen­ro­daer Grund. An einem Rast­platz, an dem ich vor­über kam, hat­te sich ein Wan­de­rer aus­ge­streckt. Ich war geneigt, mich dazu zu legen, konn­te jedoch der Ein­ge­bung wider­ste­hen und stö­ckel­te weiter.

Nur kurz dar­auf traf ich auf Mat­ti. Er sprach mich sofort auf den ras­ten­den Wan­de­rer an. Es war Juri! Ich hat­te ihn nicht erkannt.

Juri woll­te ein paar Minu­ten Ruhe. Sie bräuch­ten nicht zu war­ten, er käme gleich nach.

Gleich zog sich dann in die Län­ge. Es pas­siert schon mal, dass sich der eine oder ande­re bei so einer Stre­cke eine Aus­zeit nimmt. Nicht immer fin­den sie wie­der in die Spur zurück. Der Mann mit dem Ham­mer kann es auch subtil.

Wie es den bei­den erging, ist eine ande­re Geschich­te. Mich mahn­te die­ses Erleb­nis jedoch zur Vor­sicht. Immer wie­der ist zu hören, dass Wan­de­rer am Ende eines lan­gen Marschs beim Rast­ma­chen ein­schlie­fen bzw. nicht mehr auf die Bei­ne kamen. Auch in den Hori­zon­ta­le-Foren wur­de davor gewarnt. Doch wirk­lich beun­ru­hi­gend emp­fand ich es nicht.

Plötz­lich ent­sann ich mich, dass auch mir der Blitz­schlaf schon man­chen Streich gespielt hat­te. Pein­lich mit­un­ter, wenn ich davon erzäh­len wür­de. Ergo? Zurück zum Thema!

Kenn­zei­chen des Blitz­schlafs ist sein Über­ra­schungs­mo­ment. Klar ver­spürt man eine gewis­se Müdig­keit, aber Schlaf­phan­ta­sien kom­men einem dabei genau so wenig in den Sinn, wie ero­ti­sche Begier­den beim Anblick unge­wa­sche­ner Läu­fer­mau­ken. Doch dann Über­ra­schung ist man hell­wach! Indes ist jedoch ein Stück der Lebens­ge­schich­te ver­lo­ren gegangen.

Das ver­wirrt und es dau­ert eine Wei­le bis die Ori­en­tie­rung wie­der­kehrt. Mit ihr kommt dann die Gewiss­heit, dass da eini­ge Meter Film irrever­si­bel ver­schol­len sind, was wie­der­um reich­lich Platz für Spe­ku­la­tio­nen bie­tet. Zeu­gen hel­fen manch­mal, die Erin­ne­rungs­lü­cken zu schlie­ßen. Mit ihren Erin­ne­run­gen. Doch die sind extrem sympathieabhängig.

Ich schweif­te ab. Die Angst vorm spon­ta­nen Ein­schla­fen hat­te ich ver­drängt. Was nutz­te es groß auf­zu­pas­sen, wenn es ohne­hin nichts half. Der Ham­mer­mann war kein Grüt­ze­kopf, der jodelnd durchs Unter­holz stampft. Ihn zu ent­ge­hen, hieß ihn zu igno­rie­ren und Glück zu haben. Was er gar nicht ver­knu­sen kann, ist Froh­sinn. Gut gelaun­te Läu­fer und Wan­de­rer mei­det er wie Aus­sät­zi­ge. Viel­leicht lag es dar­an, dass er mir die fol­gen­den Kilo­me­ter nicht auf die Pel­le rückte.

Mein Kopf­ki­no prä­sen­tier­te hoch­not­pein­li­che Blitz­schlaf­ge­schich­ten aus eige­ner Pro­duk­ti­on. Umso beschä­men­der sie einst waren, des­to ver­gnüg­li­cher waren die Retrospektiven.

Kei­nes­wegs möch­te ich die Tor­tour von der B7 zum Land­gra­fen und wei­ter Rich­tung Wind­knol­len schön­re­den. Doch die klei­nen auf­ge­ar­bei­te­ten Epi­so­den aus mei­ner Bio­gra­fie lenk­ten mich ein wenig ab. Den Fett­näp­fen sei Dank!

Irgend­wo zwi­schen Rau­tal und Jäger­berg war es dann pas­siert. Die weiß-rot-wei­ße Mar­kie­rung war ver­schwun­den. Der Weg, den ich ein­ge­schla­gen hat­te, führ­te in ein Tal. Wie immer in der­ar­ti­gen Situationen.

Umkeh­ren und den Hang wie­der hin­auf­stie­feln, war nicht sehr ver­lo­ckend. Immer­hin bestand die Mög­lich­keit, dass ich doch auf dem rich­ti­gen Weg war. Und dann müss­te ich wie­der umkeh­ren. Aber wei­ter gehen?

So weit ich bli­cken konn­te, scann­te ich die Bäu­me nach Hori­zon­ta­le­hin­wei­sen ab. Ich hoff­te und bang­te, aber nicht ein­mal eine Hal­lu­zi­na­ti­on woll­te sich sehen las­sen. Und ande­re Wan­de­rer? Fehlanzeige!

Die Anzei­chen, bes­ser die feh­len­den Anzei­chen, waren ein­deu­tig. Ich war falsch. Zurück­zu­lau­fen bis wie­der eine Mar­kie­rung auf­taucht, wäre jetzt die ein­zig rich­ti­ge Entscheidung.

Klug­schei­ßer!’ moser­te ich. Ich war zumin­dest ste­hen geblie­ben. Und ste­hen war der Hass.

Jeder Weg ein Schei­de­weg.
Jedes Mal die Qual der Wahl.
Doch ohne die­ses Pri­vi­leg
Wäre alles scheiß­egal.
Jede Wahl der Mit­tel­weg,
Total nor­mal ist opti­mal.
Das Frem­de ist ein Sakri­leg,
Das Unbe­kann­te, scheiß­egal!
Jeder sucht auf sei­nem Weg
Ein­mal nur das gro­ße Los.
Das Schick­sal sieht’s nicht ein.
Jeder Weg ein Schei­de­weg.
Wir geh’n nicht los,
Wir gehen ein!

Pes­si­mis­mus. Fata­lis­ti­scher Pes­si­mis­mus. Und auch noch mit Kraft­aus­drü­cken deko­riert. Mein psy­chi­sches Immun­sys­tem war spür­bar an sei­ne Gren­zen gera­ten. Hier ging es nicht mehr um eine tem­po­rä­re Lyrik­psy­cho­se. Die Sinn­fra­ge beherrsch­te mei­nen Gedan­ken­pa­last, die Sinn­fra­ge in Per­son des naiv-pene­tran­ten Warum-Scheißerchens.

Auf Blitz­schlaf, Bla­sen und Schul­ter­kreuz­hüft­knie­knö­chel­schmer­zen war ich mitt­ler­wei­le ganz gut ein­ge­stellt. Igno­rie­ren hilft wirk­lich. Und ab und zu ein cou­ra­gier­ter Fluch. Aber igno­rie­re mal den War­um-Schei­ßer oder ver­flu­che ihn gar!

Jam­mer. Er kon­tert mit läp­pi­schem, piep­si­gem Jam­mer. Das willst du nicht hören!

War­um gehst du nicht den beque­me­ren Weg? War­um musst du dich quä­len? War­um hörst du nicht auf dei­nen Kör­per? War­um reicht dir das bis­her Geschaff­te nicht? War­um musst du es dir stän­dig bewei­sen? War­um ist auf­ge­ben Luschen­kram? War­um sind dann Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer Arsch­lö­cher? War­um hat Rot-Weiß hier fünf Buden kassiert?

Es gibt eine Lösung. Streich­le das Ego des Schei­ßers, bis er selbst­ver­liebt ein­döst! Gib ihm Recht! Spiel mit ihm! Und mach wäh­rend­des­sen dein Ding!

Ich war den Berg wie­der hin­auf­ge­kra­xelt. Fünf­zehn Minu­ten brauch­te ich bis zur weiß-rot-wei­ßen Gewissheit.

Kaum war ich wie­der auf dem rich­ti­gen Weg, tauch­ten auch wie­der Hori­zon­ta­lis­ten auf. Eini­ge wirk­ten arg mit­ge­nom­men. Nicht weni­ge hum­pel­ten oder tip­pel­ten. Bla­sen. Zeh­run­gen. Der Wolf. Ich über­hol­te einen Wan­der­kol­le­gen, der einen mäch­ti­gen Ast als Krü­cke nutz­te, und erkun­dig­te mich, ob ich hel­fen kön­ne. Er schwärm­te vom Zieleinlauf.

Der War­um-Schei­ßer dös­te. Mei­ne Füße waren geschwol­len. Vor wund gerie­be­nen Stel­len und offe­nen Bla­sen blieb ich jedoch bis­her ver­schont. Tutis Wun­der­mit­tel sei geprie­sen! Auch sonst waren die Beschwer­den aus­zu­hal­ten, zeh­rend, aber aus­zu­hal­ten. Ich dach­te an die Wan­der­kol­le­gen. Ich hat­te nichts auszuhalten!

Es war 9:00 Uhr durch. Die Wan­de­rerdich­te hat­te um eini­ges zuge­nom­men. Neben dem 100 Kilo­me­ter-Gang gab es noch eine 35 Kilo­me­ter-Sport­wan­de­rung, die Sams­tag­mor­gen gegen 6:00 Uhr star­te­te. Es war ange­nehm wie­der mehr Men­schen um sich zu haben. Mit Ver­schie­de­nen wech­sel­te ich ein paar Wor­te, all­ge­mei­nes Hals- und Bein­bruch, nichts Welt­be­we­gen­des, genau das, was ich jetzt brauchte.

Ich weiß nicht mehr viel von der Nord­pas­sa­ge; weder die Land­schaft um den Jagd­berg noch der Orts­teil Zwät­zen hat­te mei­nen Gedan­ken­pa­last mit Bil­dern bestückt.

Ein­zig an ein Orts­schild von Kunitz kann ich mich erin­nern. Es war von zwei Kilo­me­tern die Rede. In Kunitz war der drit­te Ver­sor­gungs­punkt. Die Sieb­zig wür­de fal­len. Obwohl ich mich kreuz­lahm fühl­te, kam ein wenig Eupho­rie in mir auf. Zwei Drit­tel der Stre­cke hat­te ich geschafft. Und dort könn­te ich mich ein wenig aus­ru­hen. Sit­zen. Fünf Minu­ten sitzen.

War­um sind die letz­ten zwei Kilo­me­ter nur immer so lang?“

Gemach, gemach, Schei­ßer­chen! Das ist nur um dich zu tes­ten. Aber du bist ja auf der Höhe der Auf­ga­ben. Leg dich ruhig wie­der hin! Ich sag dir bescheid, wenn was ist. Ehrlich!

09:54 Uhr gab ich dem Stre­cken­pos­ten mei­ne Stech­kar­te. Rund um die Bus­hal­te­stel­le von Kunitz hat­ten die Ver­an­stal­ter eini­ges an Speis und Trank auf­fah­ren las­sen. Die Musik­box schep­per­te Pop­tral­la­la. Früh­schop­pen­stim­mung. Die Ver­sor­ger waren großartig.

Ich hat­te mir einen Tel­ler mit Wurst­stul­len und Kuchen sowie Kaf­fee und Cola rei­chen las­sen und such­te etwas hilf­los einen Platz. Selbst die Bord­stein­kan­ten waren besetzt. Eini­ge hat­ten sich rück­lings auf der Stra­ße aus­ge­brei­tet. Bei Nah­rungs­auf­nah­me, Wund­ver­sor­gung und Erho­lungs­ri­tua­len wur­den zeit­ge­mä­ße kul­tu­rel­le Nor­men nicht all­zu eng gese­hen. Auch mei­ne Kin­der­stu­be hat­te gelit­ten. Ich hat­te einen Platz-da-Brül­ler ange­staut, der kurz vor der Erup­ti­on stand.

Auf ein­mal stand Lars vor mir. Ich press­te ein klein­lau­tes Hal­lo her­aus, mehr war nicht drin. Lars grins­te und schob mich hin­ters War­te­häus­chen. Dort hat­te er zwei Meter Bord­stein besetzt. Genug Platz für uns drei. Melit­ta hat­te, wäh­rend er mich ansprach, die Stel­lung gehalten.

Sit­zen. Oder so. Und Essen. Und Kaf­fee schlür­fen. Und Freun­de. Herz, was willst du mehr?

Lars und ich hat­ten ver­ein­bart, die letz­ten Drei­ßig gemein­sam anzu­ge­hen bzw. durch­zu­ste­hen. Melit­ta hat­te indes den Rück­zug ange­tre­ten. Sie woll­te von vorn­her­ein nur eine Etap­pe mit­lau­fen. Letzt­end­lich hat­te es ihr wohl auch gereicht. Ich dach­te noch mal an das Nacht­buf­fet an der Auto­bahn. Was für ein Sup­port! Irre!

Kunitz­burg hieß das nächs­te Zwi­schen­ziel. Also berg­auf. Ich hat­te mal wie­der Anlauf­pro­ble­me, ver­kniff mir jedoch jeg­li­che Äuße­rung. Ange­sicht der Schrun­den die Lars sich zuzog, war das Luschengejammer.

Lars hat­te sich bei sei­ner Aus­rüs­tung etwas ver­tan. So mar­schier­te er mit Arbeits­schu­hen. Die­se hat­ten ihm bei einer alpi­nen Wan­de­rung gute Diens­te geleis­tet. Stre­cken­län­ge und ‑pro­fil der Hori­zon­ta­le waren sie weni­ger gewach­sen. Die Soh­len lös­ten sich lang­sam auf. Zudem mal­trä­tier­ten die Stahl­kap­pen sei­ne Zehen. Auf Wan­der­stö­cke hat­te er außer­dem ver­zich­tet. Das räch­te sich nun zunehmend.

Mitt­ler­wei­le war es zwölf Uhr durch. Es war warm, aber nicht all­zu heiß. Gefühl­te 24 Grad. Die Son­ne war bes­tens hin­ter dich­ten Hau­fen­wol­ken versteckt.

Wir hat­ten auf dem Huf­ei­sen, einem bewal­de­ten Höhen­zug, Las­a­an umwan­dert und quäl­ten uns ins Tal nach Wogau. Der Berg­weg hat­te es in sich. Meh­re­re Anstie­ge reih­ten sich anein­an­der. Aber das steck­te ich eini­ger­ma­ßen weg. An mei­ne Gren­zen geriet ich jedoch bei den Abstie­gen. Beson­ders das Hin­ab am süd­west­li­chen Ende des Huf­ei­sens weck­te den War­um-Schei­ßer in mir. Cir­ka zwei Kilo­me­ter scharf­stei­ni­ger Unter­grund bei cir­ka 50 Pro­zent Gefälle.

Bei jedem Schritt wur­den sämt­li­che Gelen­ke durch ein Viel­fa­ches mei­nes Kör­per­ge­wichts inein­an­der­ge­presst. Die Füße quetsch­ten sich in den vor­de­ren Teil mei­ner Wan­der­schu­he. Die Zehen waren ein­ge­rollt und geschwol­len. Dank mei­ner Wan­der­stö­cke konn­te ich die Wucht beim Auf­tre­ten ein wenig abfe­dern. Lars hat­te kei­ne Wan­der­stö­cke. Lars trug abge­lau­fe­ne Arbeitsschuhe.

Ich hat­te davon gehört, dass bei län­ge­ren Stre­cken und dem­entspre­chen­den Beschwer­den, Wan­de­rer Teil­stü­cke rück­wärts lau­fen. Lars lief seit­wärts. So konn­te er es ver­mei­den, dass jedes Mal, wenn er beim Abstieg auf­trat, die Stahl­kap­pen sei­ner Arbeits­schu­he in sei­ne Zehen schnit­ten. Lars nahm es klag­los hin. Sein Lauf­stil und sei­ne Mimik ver­rie­ten jedoch, dass er litt.

In Wogau und Jena­prieß­nitz ging es arg wei­ter. Kopf­stein­pflas­ter. Asphalt. Selbstironie.

Zuneh­mend nah­men wir unse­re Nai­vi­tät aufs Korn. Ich erin­ner­te mich, wie ich am 28. Febru­ar kurz nach Mit­ter­nacht zum Anmel­de­start eine fröh­li­che Bier­run­de abrupt ver­ließ und heim rann­te, weil ich mich nicht mit dem Han­dy auf der Hori­zon­ta­le-Sei­te ein­log­gen konn­te. Ich befürch­te­te, die Start­plät­ze wür­den post­wen­dend aus­ge­bucht sein. Nach mei­ner Rück­kehr waren die Kum­pels ver­schwun­den. Das hing mir lan­ge nach. Auch weil das Teil­neh­mer­li­mit von 1.000 Star­tern nie erreicht wor­den war.

Selbst­iro­nie half ein wenig. Obwohl ich geste­hen muss, dass der War­um-Schei­ßer dabei unbe­hel­ligt mitjaulte.

Hin­ter Jena­prieß­nitz hat­te die hei­mi­sche Reser­ve­ar­mee eine klei­ne Zusatz­ver­kös­ti­gungs­stel­le ein­ge­rich­tet. Kaf­fee. Obst. Trau­ben­zu­cker. Und Sitzmöglichkeiten.

Vie­le der anwe­sen­den Hori­zon­ta­lis­ten waren mir inzwi­schen zumin­dest vom Sehen her bekannt. Mehr­fach hat­ten wir uns gegen­sei­tig über­holt und dabei einen auf­mun­tern­den Gruß zuge­ru­fen. Nun saßen Lars und ich vorm Jena­prieß­nit­zer Reser­vis­ten­stand inmit­ten der Wan­der­ge­mein­de auf Bier­bän­ken und spann­ten Hori­zon­ta­leg­arn. Alles erleb­te Leid war auf ein­mal Anlass für Wit­ze und Spöt­te­lei­en. Wir lach­ten. Die Stim­mung war aus­ge­las­sen. Mit Ver­bis­sen­heits­ein­la­ge­run­gen. Im posi­ti­ven Sinn.

Dann ging es west­wärts. Fel­der und Wald und berg­an. Nach gut einer Stun­de hat­ten wir den Haus­berg erreicht und trepp­auf den Anstieg zum Fuchs­turm bewältigt.

Der Fuchs­turm war einst Haupt­turm der Burg Kirch­berg. Heu­te wird das 30 Meter hohe Gemäu­er als Aus­sichts­turm genutzt. In der Burg­an­la­ge wur­de natür­lich eine Aus­flugs­gast­stät­te ein­ge­rich­tet. Wie es uns gelang, die Schank­wirt­schaft zu igno­rie­ren, kann ich nicht mehr genau sagen. Ver­mut­lich war sie geschlossen.

Statt Bier genos­sen wir einen Moment lang den Rund­blick über das Jena­er Land. Ich hat­te ver­sucht unse­ren Weg am Hori­zont nach­zu­ver­fol­gen. Das Aus­maß der Stre­cke erschien mir jedoch unwirk­lich. Auch das Erleb­te wirk­te plötz­lich nicht mehr real, eher wie Epi­so­den eines Films. Nichts bleibt!

Das war das Signal zum Auf­bruch. Mein Hirn woll­te gera­de den Sinn­los­mo­dus hoch­fah­ren, doch ich war schon auf den Bei­nen. Zuneh­mend bekam ich mei­ne Grü­bel­geis­ter in den Griff. Das wohl auch, weil sich unwei­ger­lich das ver­trau­te Erschöp­fungs- und Schmerz­le­vel ein­stell­te. Von wegen nichts bleibt.

Wir hat­ten Glück, ein auf­merk­sa­mer Wan­der­kol­le­ge hat­te uns recht­zei­tig kor­ri­giert. Die 35-km- und 100-km-Stre­cke ver­lie­fen fort­an auf ver­schie­de­nen Pfa­den. Ande­re hat­ten weni­ger Mas­sel, eini­ge 35-km-Akti­vis­ten kamen uns auf der Stra­ße zum Stein­kreuz ent­ge­gen und nicht alle waren froh gestimmt.

14:19 Uhr. Stein­kreuz. Wir waren jetzt über 20 Stun­den am Start. Wir hat­ten 85 km abge­ris­sen. Wir waren gut drauf; völ­lig platt, aber gut drauf.

Es ist unred­lich die Ver­sor­gungs­stel­len zu ver­glei­chen, alle hat­ten sie Groß­ar­ti­ges geleis­tet. Aber am Stein­kreuz hat­te ich das Gefühl in der VIP-Lounge der Hori­zon­ta­le zu lan­den. Wir wur­den von den Ehren­amt­li­chen aufs Freund­lichs­te begrüßt. Die Ver­pfle­gung war vom Feins­ten. Und dabei waren die Hel­fer hier schon seit 7:00 Uhr im Ein­satz ohne Vor­be­rei­tungs- und Anfahrtszeit.

Die anwe­sen­den Mar­schie­rer, viel­leicht fünf­zehn Leu­te, hat­ten alle an einer gro­ßen Bier­gar­ni­tur Platz gefun­den. Es herrsch­te ein Stim­mung wie beim Motivationsseminar.

An mei­ner Sei­te hat­te ein jun­ger Mann sei­ne Füße frei­ge­legt, um sei­ne auf­ge­platz­ten blu­ten­den Bla­sen zu ver­arz­ten. Er erzähl­te mir dabei Hori­zon­ta­le­ge­schich­ten ver­gan­ge­ner Tage. Hin und wie­der zeig­te er Anzei­chen von Schmer­zen, die er aber sofort iro­nisch kom­men­tier­te. Dann sprach er von den letz­ten hun­dert Metern bis zum Ziel. Mit dem Lächeln hät­te er jede Prä­si­dent­schafts­wahl in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gewonnen.

Plötz­lich mel­de­te sich Lars. Tuti hat­te ein Bild gesen­det. Es zeig­te ihn, wie er im Kof­fer­raum eines Octa­via Scouts sitzt und ein Fuß­bad geniest.

Er war also im Ziel. Unglaub­lich, er hat­te gegen­über Lars und mir fünf­zehn Kilo­me­ter raus­ge­wan­dert. Ab Kilo­me­ter fünfzig!

Einer von uns Drei­en hat­te es also geschafft und wird nun war­ten und uns die Dau­men drü­cken. Er wuss­te, was uns noch bevorstand.

Inzwi­schen mach­te die Nach­richt die Run­de, dass eine Hori­zon­ta­le-Akti­vis­tin abbre­chen wür­de. Fünf­zehn Kilo­me­ter vorm Ziel. Eine Ent­fer­nung, die ange­sichts der Hun­dert fast lächer­lich wirk­te. So rich­tig ver­ste­hen konn­te ich es erst nicht. Aber ich hat­te auch nichts wei­ter aus­zu­ste­hen. Ich weiß nicht, wie ich reagie­ren wür­de, wenn es mir wie mei­nem Nach­barn oder Lars erge­hen wür­de. Immer­hin hat­ten wir noch fast vier Stun­den Lauf­zeit vor uns und das Stre­cken­pro­fil ließ eini­ges befürchten.

Wan­der­lust und Natur­er­leb­nis­se zogen nicht mehr. Es war wohl Ehr­geiz und Arro­ganz, die mich wei­ter trie­ben. Ich woll­te nicht zurück­ste­hen. Auf­ge­ben ist Luschen­kram! Iso­t­rink­fix und Bana­nen­bei­ßer saßen wie Wal­dorf und Stat­ler auf der Empo­re mei­nes Gedan­ken­pa­las­tes und feix­ten sich eins.

Sogleich hat­te sich auch das War­um-Schei­ßer­chen in mir gemel­det. War­um lässt du es nicht auch gut sein? War­um nimmst du dir nicht an die­ser aut­ar­ken Per­sön­lich­keit ein Beispiel?

Und dann tricks­te ich mich aus. Ich sag­te Lars, dass ich wei­ter möch­te. Er nick­te und wir stampf­ten los. Ich woll­te so schnell wie mög­lich Zie­gen­hain hin­ter mir las­sen und die Kern­ber­ge hinauf.

Irgend­wie gelang es mir, mei­ne Lau­nen und Zwei­fel auf Abstand zu hal­ten. Ich wuss­te, es war nur eine Fra­ge der Zeit und sie wür­den wie­der über mich her­fal­len. Doch dann wäre es zu spät zum Auf­ge­ben. In den Kern­ber­gen hät­te mich kei­ner abho­len kön­nen. Ins Ziel zu mar­schie­ren, wäre dann die ein­zig sinn­vol­le Option.

Die Abbre­cher­quo­te bei dem 100-Kilo­me­ter-Gang ist rela­tiv hoch. Scha­de, dass sie kaum Erwäh­nung fin­den. Sie hät­ten alle eine Hori­zon­ta­le-Nadel ver­dient. Ihrer Selbst­be­herr­schung ver­dan­ken schließ­lich alle, die ins Ziel kom­men, dass sie unge­zwun­ge­ne fei­ern kön­nen. Nicht aus­zu­den­ken, wenn sie bis zum Umfal­len wei­ter­mar­schie­ren wür­den. Letzt­end­lich wäre die­se Ver­an­stal­tung unter die­sen Umstän­den nicht mög­lich. Nie­mand wür­de das ver­ant­wor­ten wol­len oder können.

Ich ken­ne die jun­ge Frau nicht, aber ich zie­he den Hut, wie auch vor all den ande­ren, die sich für ihr eige­nes Tages­ziel ent­schie­den haben bzw. ent­schei­den wer­den. Sich ein­ge­ste­hen kön­nen, dass es nicht mehr wei­ter geht, heißt doch, dass man bis an sei­ne Gren­zen gegan­gen ist und dies akzep­tie­ren kann.

Wir hat­ten die Kern­ber­ge erreicht und den letz­ten grö­ße­ren Anstieg bewäl­tigt. In luf­ti­ger Höhe ging es auf einem schma­len stei­ni­gen Weg wei­ter. Am Him­mel hat­te sich eini­ges zusam­men­ge­ballt. Doch der USV-Sport­platz war schon zu sehen. Zunächst zumin­dest. Nach einem Links­schwenk ver­lo­ren wir das gro­ße Ziel wie­der aus den Augen. Dafür blies der Wind plötz­lich kräf­ti­ger. Ein gro­ßer Regen­trop­fen klatsch­te mir ins Gesicht.

15:30 Uhr. Wol­ken­bruch. Wir hat­ten ent­schie­den wei­ter­zu­mar­schie­ren. Es war nicht abzu­se­hen, wie lan­ge das Gewit­ter gehen wür­de. Das Ziel dage­gen war abzu­se­hen. Und irgend­wann dem­nächst müss­te ja der Weg hin­ab füh­ren. Letztmalig.

Wir muss­ten wie­der hin­ter ein­an­der lau­fen. Zwi­schen den stei­len Muschel­kalk­fel­sen lin­ker­hand und den glei­cher­ma­ßen stei­len Abhän­gen auf der rech­ten Sei­te blieb nicht all­zu viel Platz. Zudem hat­ten sich Rinn­sa­le oder bes­ser klei­ne Sturz­bä­che auf dem Pfad gebil­det, die uns ent­ge­gen­ström­ten. Es war nicht unge­fähr­lich. Gera­de in den Bie­gun­gen war der Boden abschüs­sig und glatt. Trotz­dem lie­fen wir schneller.

Ange­sichts des nahen­den Ziels und des Unwet­ters konn­te ich noch irgend­wo­her Ener­gie frei­set­zen, was wahr­schein­lich dazu führ­te, dass eini­ge Hirn­area­le unter­ver­sorgt blie­ben. Den Kon­takt mit der Außen­welt hat­te ich abge­bro­chen. Ich fluch­te. Ich jam­mer­te. Und fleh­te den ver­damm­ten Abstieg her­bei. Regen und Wind blie­ben unbeeindruckt.

Dann ging es berg­ab. Noch bevor wir den Fürs­ten­brun­nen erreich­ten, war das Unwet­ter vor­bei. Mein Denk­ap­pa­rat schal­te­te sofort auf Ziel­ein­lauf. Vier Kilo­me­ter. Das war’s dann. Auch das Gewit­ter wer­te­te ich umge­hend um. So kurz vor Schluss gab es doch der Wan­de­rung noch eine zusätz­li­che aben­teu­er­li­che Note.

Die Groß­kotz­lau­ne leg­te sich als­bald. Die vier Kilo­me­ter woll­ten nicht vor der Zeit abdan­ken. Eine Stun­de war noch. Mindestens.

Der Weg durchs Peni­cken­tal erwies sich noch eini­ger­ma­ßen erträg­lich. Ab Wöll­nitz hat­ten wir dann wie­der Asphalt unter unse­ren durch­näss­ten Schu­hen. Lars steck­te es wort­los weg. Ich biss die Zäh­ne zusammen.

Die Erin­ne­rung ist schon manch­mal ein arger Schalk. Hin­ter jeder Stra­ßen­ecke ver­mu­te­te ich den USV-Sport­platz. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mir sicher war.

Das War­um-Schei­ßer­chen nin­gel­te auch schon wie­der. Auch die ande­ren Macken und Fim­mel, die wäh­rend der letz­te 24 Stun­den mei­ne Stim­mung hoch und run­ter regel­ten, begehr­ten noch ein­mal Auf­merk­sam­keit. Nicht eine Lau­ne konn­te ich beim Wan­dern abschüt­teln. Von wegen Seelenreinigung.

Letzt­end­lich haben sie mich bis hier­her beglei­tet, gedrängt und geführt. Fakt: Sie gehö­ren zu mir!

Es geht doch nicht dar­um, etwas zu ver­lie­ren, son­dern etwas zu gewinnen.

Hal­le­lu­ja Phra­sen­schwein! Du also auch noch!

Lars war ste­hen geblie­ben. Dies­mal hat­te ich mich nicht getäuscht: Das Tor zum USV-Gelände.

Nie wie­der!“ schwo­ren wir uns in die­sem Augen­blick. Und wir mein­ten es so. Und wir grins­ten dabei.

Alle Stra­pa­zen und Bles­su­ren waren augen­blick­lich ver­ges­sen. Eitel-Son­nen­schein strahl­te mir aus dem Hin­tern. Wie gern hät­te ich mir die Sekun­den eingeweckt.

Am Ziel stan­den Kat­ja und André und Tuti. Er hat­te nach sei­nem Gang noch ein­mal drei­ein­halb Stun­den auf uns gewar­tet. Ohne Worte.

Mehr­fach hat­te ich mir wäh­rend des Marschs Ziel­ge­ra­den­schwär­me­rei­en ange­hört. Nur so viel: Wir lie­ßen uns Zeit. Viel Zeit. Obwohl die Freun­de mit Bier­fla­schen winkten.

PS I: Auf der Rück­fahrt sorg­te ich mit dem Vor­schlag, noch ein Kneip­chen in Erfurt auf­zu­su­chen, für Amü­se­ment. Kurz dar­auf: Blitzschlaf.

PS II: Am 29. Mai 2015 ver­läuft die Hori­zon­ta­le in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Ich wer­de mir den Gang schen­ken. Ein Anlass fin­det sich. Tut­ti und Lars, erwi­der­ten dies­be­züg­lich auf mei­ne vor­sich­ti­ge Fra­ge, dum­me Frage.

PS III: Das letz­te Wort gilt allen Orga­ni­sa­to­ren und Hel­fern der Hori­zon­ta­le: Danke!

This Post Has One Comment

  1. Torsten Kraushaar

    Tja, vie­len Dank für die­ses Kopf­ki­no, dass dei­ne Wor­te auslösen…Ich habe fast ver­drängt, wie sich die­se Wan­de­rung ange­fühlt hat. Doch was heisst hier “Ich wer­de mir den Gang schen­ken”? Willst du uns hier­mit sagen, dass du am 29. Mai 2015 nicht mit­gehst? Mein lie­ber Freund, dar­über soll­ten wir noch­mal reden.…

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